2013 - 5 von Dole nach Dannemarie

13. September: heute hat Surlis Tochter Marion Geburtstag. Er ist in Gedanken bei ihr und sendet gute Wünsche per Mail. Das ist ein Preis des Nomaden-Lebens, dass liebe Menschen oft fern sind.

Die „Cornelia Helena“ legt heute wieder ab und macht sich auf den Rückweg. Theo übernimmt unter kundiger Anleitung von Ruedi das Steuer, derweil Kathrin und Marlen sich um die Seile kümmern. Wir sind natürlich vom Quai aus behilflich, die Seile zu lösen. 

Die „Cornelia Helena“ legt am Quai von Dole ab Richtung Saint Jean de Losne.

Die „Cornelia Helena“ legt am Quai von Dole ab Richtung Saint Jean de Losne.

Es war wirklich nett und freundschaftlich, die vier Schleusen Schiffer kennen zu lernen und eine relativ kurze, aber sehr gute Zeit zusammen zu verbringen.

Wir werden uns sicher bei der einen oder anderen Gelegenheit wieder sehen!

Bei Ruedi kann man übrigens lernen, wie man mit einem grösseren Schiff fährt und navigiert. Auf seiner Website findest Du weitere Informationen: www.kanalbootferien.ch

Ruedi, ein erfahrener Binnenschiffer.

Ruedi, ein erfahrener Binnenschiffer.

Die „Cornelia Helena“ wendet im Hafen von Dole. Vorsicht: hier hat es eine unangenehme Strömung!

Die „Cornelia Helena“ wendet im Hafen von Dole. Vorsicht: hier hat es eine unangenehme Strömung!

Wir machen uns auf den Weg zur Kathedrale hinauf, wo sich der Marché Couvert (die Markthalle) befindet. Dole ist eine sehr schöne, alte Stadt und die Markthalle ist ein Eldorado frischen Gemüses, feiner Fischstände, toller Metzgereiauslagen, fantastischen Käseständen und Ständen mit fein duftenden Broten. Wir machen einen grösseren Einkauf, bringen die Lebensmittel rasch zum Schiff zurück und verstauen das Gekaufte im Kühlschrank.

Bordküche RIA.

Am Abend zelebrieren wir mit dem frisch auf dem Markt Gekauften ein feines Dinner: Terrine als Vorspeise, dann serviert Surli gebratenes Gemüse mit Fisch, Coquilles Saint-Jacques und Crevettes, anschliessend gibt es einen kleinen Käsegang um das Dinner mit Dominiques feinem Dessert abzurunden. Selbstverständlich wird das Ganze begleitet von einem guten Glas Wein.

Wir verbringen ein paar schöne Tage in Dole und freuen uns, nach der langen Reise durch abgelegene Gebiete wieder einmal „ein Bad in der Menge“ zu nehmen, wie Dominique es ausdrückt.

Wir besuchen nicht häufig ein Restaurant, da wir selber eine sehr gute Küche pflegen. Aber in Dole besuchen wir meistens das Hotel-Restaurant „Au Moulin des Ecorces“. Da geniessen wir an einem anderen Abend ein vier Gang Menü aus der französischen Spitzenküche dieses feinen Restaurants. Neuerdings kann man zu jedem Gang ein Glas des genau zu dem Gang passenden Weines bekommen – sehr zu empfehlen!

16. September: der Tag ist gekommen, um uns von Dole mit seinen kulinarischen Köstlichkeiten zu verabschieden. Wir legen morgens um 08:00 Uhr ab, nachdem wir die Gangway eingeholt und die Leinen gelöst haben.

Das Wetter ist eher trüb und Niederschläge sind angekündigt. Wir hoffen, dass wir nicht wieder Probleme mit dem Hochwasser bekommen, wie letztes Jahr. So nehmen wir den Doubs mit etwas gemischten Gefühlen in Angriff. 

Frühmorgens verlassen wir Dole in Richtung Besançon.

Frühmorgens verlassen wir Dole in Richtung Besançon.

Alsbald setzt der Regen ein und wir stellen fest, dass der Pegel zu steigen beginnt…

Bergfahrt bei viel Wind.

Das „Krokodil“ auf der Mauer entpuppt sich als angeschwemmter Baumstamm. 

Wir erreichen die Moulin d’Arenthon.

Wir erreichen die Moulin d’Arenthon, eine alte Mühle, die im Doubs stand und ein Ladequai im Kanal hatte, das noch vorhanden ist und an dem wir meist anlegen, wenn wir hier vorbeifahren.

Nun stellen wir fest, dass sich an dem sonst ruhigen Platz eine grosse Baustelle befindet. An Stelle der alten Mühle, die längst nur noch eine Ruine war, wird ein kleines Kraftwerk gebaut. Eigentlich sehr sinnvoll, ist doch das alte Stauwehr noch vorhanden und in gutem Zustand. So kann man die Wasserkraft erneut nutzen. Da wir erst kurz vor vier Uhr hier anlegen, stört uns die Baustelle nicht gross, denn um halb fünf wird hier Feierabend gemacht.

Das Wetter verschlechtert sich weiter und wir beobachten etwas mit Sorge die Entwicklung der Pegelstände auf der Internetseite vigilance crues. Zudem frischt ein recht starker und vor allem böiger Wind auf. Surli misst in den Böenspitzen bis annähernd sechs Beauforts.

Etwas später wollen wir den Generator starten um noch etwas Strom zu erzeugen. Nach kurzer Zeit stellt dieser mit dem sattsam bekannten kurzen „Pfrrrrr….“ wegen Überhitzung wieder ab. NEIN! Nicht schon wieder! Das Problem hatten wir doch schon die letzten zwei Jahre und nach weiteren technischen Massnahmen schien es nun behoben zu sein. Surli steigt in den Maschinenraum, deckt die Silence Box ab, misst mit dem Laserthermometer Motoren- und Kühlwasser-Temperaturen, startet den Generator wieder, misst weiter. Erfolglos! Dann schreibt Surli ein Mail an die Mattmüller GmbH mit allen Daten und Temperaturen, damit das Problem analysiert werden kann. Plötzlich hat Dominique eine zündende Idee: wir stehen mit dem Auspuff direkt an der Mauer. Vielleicht können die Abgase zuwenig entweichen?

Surli lässt den Ballonfender zwischen RIA und Quai hinunter, um etwas Distanz zu schaffen. Erneuter Versuch: wir starten den Generator, und – er schnurrt zufrieden vor sich hin! Überhitzung? Nein, kein Problem. Also sofort ein zweites Mail an die Mattmüller GmbH mit der Entwarnung.

Und da sagt man (fälschlicher weise!!!) immer, dass Frauen nichts von Technik verstehen! Dz dz dz….

Generator Problem gelöst!

Surli ist happy: der Generator läuft wieder!

Die heutige Etappe umfasste 32.8 Km und 13 Schleusen. Wir waren knapp acht Stunden unterwegs. 17. September: Es hat die ganze Nacht geregnet, der Pegel Besançon hat bereits drei Meter überstiegen (normal sind ca. 2.10 Meter). Der Wind hat noch zugenommen und die Böen hämmern aus unterschiedlichen Richtungen und unvermittelt ans Steuerhaus. Das kann ja lustig werden heute!

Wir wollen aber trotzdem weiter fahren und legen wieder um 08:00 Uhr ab. Nach dem längeren, kanalisierten Teil kommen wir oberhalb der Écluse de Garde 57N, Torpes, erstmals heute in den Doubs und stellen fest: die Strömung ist recht stark. Doch die RIA ist ein gutes Schiff und wir fahren ohne grosse Probleme zu Berg. Natürlich halten wir immer nach Treibholz Ausschau (siehe Foto oben mit dem „Krokodil“). 

Ecluse Thoraise. 

Nach knapp zwei Stunden erreichen wir die Schleuse 56, Thoraise. Die Schleuseneinfahrt verläuft im rechten Winkel zur starken Strömung  aussen an der Flussbiegung (blauer Pfeil).

Das Ganze ist etwas mirakulös, aber letztes Jahr bei noch mehr Wasser ging es ja auch. Also fährt Surli in der Strömung die Schleuseneinfahrt sorgfältig an, legt das Ruder hart steuerbord und gibt einen markanten Schub vorwärts, um das Heck in die Strömung zu drehen und damit die RIA um 90° in die Schleuseneinfahrt zu drehen. Das gelingt recht gut, doch als Surli das Ruder zurück dreht und nochmals mit Schub einfahren will, erfasst eine dieser Hammerböen das Steuerhaus und drückt das Heck der RIA wieder nach Steuerbord. Da der Bug schon in der Schleuse ist, verkeilt sich das Schiff in der Schleuse und kommt abrupt zum Stillstand.

Resultat: ein Reibholz und ein Seilfender abgerissen, das Schanzkleid ist ganz leicht lädiert, einige Farbe an der Scheuerleiste ist weg und eine kleine Delle im Ego des Schiffsführers hat es auch gegeben. Es ist aber niemand ist zu Schaden gekommen und die Gläser sind auch noch ganz. Also eigentlich ist nicht wirklich etwas passiert. Wir haben nun bald 2'300 Schleusen mit der RIA passiert, aber Surli ist noch keine Schleuseneinfahrt derart missglückt. Na ja, dann haben wir jetzt das auch im einmal erlebt. 

Nach dem Reparaturhalt passieren wir den Tunnel von Thoraise und fahren weiter den Doubs hinauf. Hier verläuft der grössere Teil des Canal Rhône au Rhin im Fluss, unterbrochen von kanalisierten Abschnitten, sogenannten Dérivations.

Die Schleuseneinfahrten sind Schwerarbeit, da Surli aufgrund der wechselnden Sturmböen wie verrückt am Haspel (Steuerrad) drehen muss, um die RIA zentimetergenau in die Schleus zu bringen. Die präzisen Ansagen von Dominique sind dabei Gold (oder zumindest weitere Farbe) wert. 

Viele Zuschauer in Besançon.

Als wir in die Schleuse 51, Tarragnoz einfahren, hören wir ein Palaver von vielen Menschen. Als wir hinauf kucken, sehen wir eine grosse Anzahl Mittelschüler samt Lehrerinnen und Lehrern am Geländer stehen und in de Schleuse hinab schauen.

Beim hinaufschleusen haben wir zahlreiche Fragen zu beantworten. Was die nicht alles wissen wollen, zum Schiff, zu technischen Details, zum Leben auf dem Schiff, wieso wir als Schweizer nicht in der Schweiz Schiff fahren und so weiter.

Wie wir oben ankommen, mahnen die Lehrer zur Fortsetzung der Exkursion und wir können uns nun wieder aufs Nautische konzentrieren.

Aufgrund der Wetter- und Strömungsverhältnisse beschliessen wir, gleich nach der Schleuse im Port de Tarragnoz am Ponton fest zu machen. So sind wir auf der sicheren Seite und auch geschützt, wenn das Wasser weiter steigen sollte. 

Wir liegen gut geschützt in Tarragnoz unterhalb der Citadelle von Besançon.

Wir liegen gut geschützt in Tarragnoz unterhalb der Citadelle von Besançon.

Die heutige Tagesetappe dauerte knapp sechs Stunden, umfasste 22.3 Km und 7 Schleusen.

18. September: heute ist dasselbe Wetter wie gestern, also starker und böiger Wind. Der Pegel ist weiter gestiegen und so beschliessen wir, für heute in Besançon zu bleiben und die weitere Entwicklung abzuwarten. Wir unternehmen einen ausgedehnten Spaziergang in die Stadt, kucken uns die Fortschritte der Baustellen für das Tram an, die natürlich noch lange nicht abgeschlossen sind. Aber die Brücke „Pont Denfert-Rochereau“ ist fertig gebaut, es fehlt nur noch der Fahrbahnbelag.

Einkaufen im Marché Couvert gehören ebenso zu den Vergnügungen wie ein Apéro in einer Bar. Das Wetter ist durchzogen, aber wir werden wenigstens grösstenteils von Regengüssen verschont.

19. September: da der Pegel nachts nicht weiter gestiegen ist und die Pegel weiter oben sogar ganz leicht sinken, beschliessen wir die Weiterfahrt. Der Wind hat erheblich nachgelassen. Wir legen um 08:50 Uhr ab, da wir unmittelbar vor der Schleuse liegen, welche in das Souterrain de la Citadelle führt, ein 500m langer Tunnel, der den Flussbogen durch Besançon abschneidet. Diese Schleuse ist manuell bedient und öffnet deshalb erst um 09:00 Uhr. Heute fahren wir fast alles im Doubs bis Deluz, wo wir Feierabend machen. 

In Deluz liegen wir am früheren Halte Nautique.

In Deluz liegen wir am früheren Halte Nautique. Im neuen Hafen können wir nicht anlegen, da dieser nur für kleine Schiffe gebaut wurde. Leider wurde hier Strom und Wasser abgestellt. Was soll’s, wir haben beides mehr als ausreichend selber.

Deluz ist ein grösseres Dorf mit Boulangerie, Alimentation und Restaurant. Ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft tut gut. Das Nachtessen ist gemütlich und schmeckt gut. Wir gehen rechtzeitig zu Bett, da morgen wieder eine längere Etappe ansteht.

20. September: auch heute klingelt der Wecker früh und es ist noch dunkel draussen, als Surli aufsteht. Bis acht Uhr ist das Frühstück bereit und draussen ist es mittlerweile hell geworden. Nach dem gemeinsamen Genuss des ausgiebigen Frühstücks machen wir uns und die RIA bereit zur Weiterfahrt und legen um 08:50 Uhr ab. Der Pegel ist unvermindert hoch und die ist Strömung dementsprechend. Die Fahrt erfordert die ganze Konzentration des Schiffsführers. Im Doubs ist die Fahrrinne meist nur mit Distanzangaben am Ufer und selten mit Bojen oder Backen markiert. Oft ist die Fahrrinne auch etwas untief. Wenigstens haben wir mit diesem Pegelstand mehr Wasser unter dem Schiff. Es ist nicht immer einfach, die relativ enge Fahrrinne zu finden, PC-Navigo leistet dabei sehr gute Dienste. Die Schleuseneinfahrten sind auch heute nicht einfach, denn um Unterwasser der Schleusen hat es zum Teil starkes Widerwasser (Wasserwirbel), was wieder heftiges Kurbeln am Steuerrad bedeutet. Aber alles geht gut.

Der Doubs hat immer noch sehr viel Wasser.

Der Doubs hat immer noch sehr viel Wasser. Im kleinen Bild kannst Du sehen, wie das Wehr bei normalem Pegel aussieht.

Nach nur vier Stunden Fahrt erreichen wir Baume-les-Dames. Wir fuhren heute 16.6 Km und absolvierten sieben Schleusen. Alles funktionierte ohne Probleme. Das muss auch wieder einmal erwähnt werden.

In Baume-les-Dames ist alles voller Schiffe, wie immer. Wir müssen aber hier anhalten, da es die nächste sinnvolle Möglichkeit anzulegen erst wieder in l’Isle-sur-le-Doubs gibt.

Wir entscheiden uns, mit unserer 30 Meter langen RIA an den einzigen vier freien Metern des Quais anzulegen. Dies ist zwar etwas kreativ und wir hätten uns das vor ein paar Jahren noch nicht getraut, aber heute geht das ohne Probleme. Das Geheimnis ist eigentlich nur: ganz langsam und sorgfältig machen und sich Zeit nehmen, bis alles so festgemacht ist, dass es passt. Der Rest ist reine Geometrie.

Als der Hafenmeister beim Bezahlen des Hafengebühr fragt, wie lange unser Schiff sei, sagt Surli, es sei zwar dreissig Meter, aber wir würden nur vier Meter des Quais benützen – ob das einen Rabatt gebe? Alle müssen lachen, inklusive des Hafenmeisters, und wir bekommen zwei Postkarten geschenkt.

Mit einem dreissig Meter langen Schiff an vier Metern Quai anlegen – zum Glück nicht jeden Tag!

Mit einem dreissig Meter langen Schiff an vier Metern Quai anlegen – zum Glück nicht jeden Tag!

Wir gehen ins neue Hafenrestaurant zum Apéro und beschliessen spontan, die angebotenen regionalen Spezialitäten auszuprobieren. So bleiben wir zum Nachtessen und stellen fest, das das Restaurant zwar einfach aber freundlich eingerichtet, die Küche sehr preiswert und ausgesprochen gut ist. Wir haben eine feine Forelle gegessen.

21. September: heute ist wieder eine lange Etappe auf dem Programm. So legen wir rechtzeitig um viertel vor Acht schon ab und verlassen Baume-les-Dames Richtung l’Isle-sur-le-Doubs. Auch hier verläuft die Wasserstrasse vorwiegend im Doubs, die Schleusen sind meist direkt neben dem Wehr. Doch zwei grössere Kanalabschnitte geben uns eine Erholungspause zwischen den anspruchsvollen Flussfahrten. Es hat nach wie vor viel Wasser, aber alles geht gut. Surli hat zwar inzwischen schon etwas lange Arme vom drehen am Steuerrad, aber er kann sich immerhin noch nicht ohne zu bücken an den Knöcheln kratzen…

l'Isle-sur-le-Doubs.

Um halb vier Uhr erreichen wir den Hafen von l’Isle sur le Doubs.Es war ein langer Tag, wir sind fast acht Stunden und 32 Km weit gefahren und haben dabei immerhin 14 Schleusen passiert.

22. und 23. September: wir verbringen zwei schöne Tage mit unseren Freunden Anne-Marie und Eckhart, die in l’Isle sur le Doubs das Bed and Breakfast „Maison au Canal“ betreiben. Es gibt wieder viele Geschichten zu erzählen und so vergeht die Zeit im Flug. Wir könnten ohnehin nicht weiter fahren, denn in Voujeaucourt ist die Überquerung des Doubs wegen Hochwasser noch immer gesperrt.

24. September: der Pegel ist seit gestern stark gesunken und so entschliessen wir uns, um viertel vor zehn Uhr in Richtung Montbéliard abzulegen. Ab hier verläuft alles im Kanal, ausser eben der Überquerung des Doubs bei Voujeaucourt. Diese liegt uns aufgrund der letzt jährigen Erfahrung noch etwas im Magen, aber zuerst geniessen wir die Fahrt bei angenehmem Wetter durch die schöne Landschaft.

Alles läuft wieder bestens. Da wir etwas spät abgefahren sind, kommen wir erst um viertel vor Eins zur Zugbrücke von Colombier-Fontaine, welche zwischen halb Eins und halb zwei Uhr mittags geschlossen ist. Die Überraschung ist gross: die ausgesprochen nette Brückenwärterin hat auf uns gewartet und öffnet die Brücke, sobald wir uns dieser nähern. Wir bedanken uns sehr bei ihr und sie meint, es hätte etwas wenig Wasser in diesem Bief (Kanalabschnitt) und so hätte sie gedacht, sie lasse uns durch, weil wir nicht anlegen könnten. Wouw – was für ein Service! Auch das ist VNF!

Gegen drei Uhr nähern wir uns der Überquerung des Doubs und es wird still in der RIA. Die Stimmung ist etwas gedrückt und vor allem angespannt: wird es diesmal gut gehen?

Wir passieren die Écluse de Garde 18bis.

Wir passieren die Écluse de Garde 18bis und die Spannung steigt.

Die Tafeln zeigen es an: hier kommt Querströmung!

Die Tafeln zeigen es an: hier kommt Querströmung!

Anfahrt der Doubs Überquerung.

Sieht friedlich aus, ist es aber nicht immer: die Überquerung des Doubs bei Voujeaucourt. 

Wir fahren aus der Schleuse aus, noch etwa 200 Meter im Kanal, dann öffnet sich das Wasser und wir sehen den Doubs und die Brücke.Wir fahren parallel zur Brücke und müssen den letzten Brückenbogen ansteuern, weil da die Hauptströmung zu erwarten ist. Surli legt den Morse (Gashebel) nach vorne, die RIA nimmt Fahrt auf, wir erreichen 11 Km/h über Grund. Nun können wir die Strömung von Steuerbord unter dem letzten Brückenbogen sehen, halten aber auch die roten Bojen auf der Backbordseite im Auge. Sobald wir die Strömung erreicht haben, dreht Surli leicht nach Backbord, um das Heck gegen die Strömung zu halten. Der Ruderdruck ist aufgrund der starken Motorleistung gross, entsprechend streng geht das Steuer.

Nun erreichen wir mit dem Bug das stille Wasser, Surli steuert nun wieder gerade aus und sobald auch das Heck aus der Strömung ist gilt es zügig zu bremsen, denn 200 Meter weiter kommt die nächste Schleuse. Alles ist gut gegangen und wir können unseren Schreck vom letzten Jahr nun wohl endgültig ad acta legen.

Um zehn nach vier Uhr legen wir in Montbéliard am Quai der VNF an. Es waren heute 23.8 Km, 13 Schleusen und zwei Zugbrücken.

25. September: wir bleiben noch einen Tag in Montbéliard und unternehmen einen ausgedehnten Spaziergang durch die schöne Stadt. Im Boulevard Café draussen sitzen, dem Treiben in der Fussgängerzone zuschauen, zu Debrie, der besten Chocolaterie weit und breit, Pralinés kaufen gehen, durch die Stadt flanieren, einfach den schönen Tag geniessen. Das ist doch ein richtiger Ferientag!

Da wir verschiedne gute Bekannte im Hafen treffen und dann mit Alain sowie Michelle und Michel einen ausgiebigen Apéro auf dem Achterdeck der RIA geniessen, haben wir leider von Montbéliard kein Foto. Man muss halt manchmal Prioritäten setzen.

Ab Schleuse 7 Süd muss man sich am Vortag bis 16:00 Uhr telefonisch anmelden, da diese Schleusen noch nicht automatisiert sind und die Schiffe von einem VNF Mann begleitet werden. Leider denken wir erst um sechs Uhr abends daran, anzurufen. Der VNF Mann am Telefon ist äusserst freundlich und sagt uns, dass er die Schleusung organisieren kann, aber wir müssten um 11:00 Uhr bei der Schleuse 7 eintreffen. Das ist machbar und so vereinbaren wir diesen Termin.

26. September: um zehn vor Acht legen wir ab Richtung Montreux-Château. So wird das klappen mit dem Zeitplan. Kurz oberhalb Montbéliard gelangen wir nochmals in einen Fluss, den Allan. Ein letztes Mal können wir mit 9.5 Km/h zu Berg fahren. Im Kanal sind es dann nur noch zwischen fünf und sechs Kilometer pro Stunde.
In der Schleuse 9, Allenjoie, treffen wir Jérôme. Wir lernten den sympathischen jungen VNF Mann vor ein paar Jahren in Montbéliard kennen. Inzwischen ist er verheiratet, wohnt an der Schleuse 10 und hat eine kleine Tochter, die wir letztes Jahr erstmals gesehen haben. Die Wiedersehensfreude ist beiderseitig gross und wir schwatzen zusammen während der Schleusung. Seine Frau erwartet nun schon das zweite Baby und wir wünschen ihm und seiner Familie alles Gute.

Das sind die Geschichten, die der Kanal schreibt.

Eine genussvolle Fahrt den Canal du Rhône au Rhin hinauf.

Eine genussvolle Fahrt den Canal du Rhône au Rhin hinauf.

Punkt elf Uhr fahren wir in die Schleuse 7 Süd ein und treffen auch da einen alten Bekannten von der VNF. Die Fahrt verläuft ruhig und speditiv, sind doch die Schleusen jeweils schon bereit, wenn wir ankommen. Das ist er Vorteil der manuellen Bedienung.

Schon um zwanzig vor zwei Uhr nachmittags treffen wir in Montreux-Château ein und legen am Quai an. Heute waren es immerhin 21.3 Kilometer, 11 Schleusen und ein Drehbrücke.

Wir lassen es uns nicht nehmen, im wieder eröffneten Restaurant „La Péniche“ das Diner zu geniessen. Früher war „La Péniche“ mehr eine Musik Bar mit super live Musik und einer tollen Ambience. Dann sank das Schiff im Winter 2011/12, wurde wieder gehoben und komplett restauriert. Seit diesem Jahr ist es unter neuer Leitung wieder offen. Da wo früher die Bühne war wurde eine professionelle Restaurantküche eingebaut. Heute ist „La Péniche“ ein sehr gepflegtes Feinschmecker-Restaurant. Surli trauert ein wenig der alten Ambience nach, wir geniessen aber das exzellente Essen und den feinen Wein.

Der Halte Nautique von Montreux-Château im Morgengrauen, im Hintergrund das Restaurant „La Péniche“.

Der Halte Nautique von Montreux-Château im Morgengrauen, im Hintergrund das Restaurant „La Péniche“.

27. September: wir beginnen unsere letzte Etappe der diesjährigen Reise um punkt acht Uhr, da wir die Schleuse in Valdieu auf neun Uhr bestellt haben. Wir geniessen die ruhige Fahrt durch den leicht nebligen Morgen. Für den Bief de Partage (Scheitelhaltung) benötigen wir etwa eine knappe Stunde bis zur Schleuse 2 Nord, Valdieu. Dies ist die erste Schleuse auf der Nordseite.

Doch – warum beginnt die Nummerierung der Schleusen nicht bei Eins? Durch eine Verlegung des Kanals wurde die Scheitelhaltung verlängert und damit drei alte Schleusen eliminiert. So beginnt die Nummerierung der Schleusen heute auf der Nordseite bei Zwei, auf der Südseite gar bei Drei. Wenn man dem alten Kanalstück entlang spaziert, wo auch immer noch der Treidelpfad verläuft, kann man die Fundamente der alten Schleusen noch entdecken.

Um neun Uhr erreichen wir also pünktlich die Schleuse 2 Nord, die schon offen steht. Ein bereits erfahrener Vacataire (Lehrassistent) begleitet uns. Er hat vorgängig schon alle Schleusen der Schleusentreppe so gestellt, dass sie bereit sind für die Einfahrt. So nehmen wir die fünfzehn Schleusen der Schleusentreppe von Valdieu in Angriff und kommen zügig vorwärts. Bereits kurz vor 12:00 Uhr passieren wir die letzte Schleuse Nummer 16 Nord, die Einfahrt zum Hafen von Dannemarie. Gegen halb ein Uhr liegen wir wieder fest angelegt an unserem Winterplatz. Dies ist ein neuer „Rekord“, denn normalerweise benötigen wir mindestens eine halbe bis eine ganze Stunde mehr für die Schleusentreppe.

Die heutige, letzte Etappe umfasste 10.2 Km und 15 Schleusen. Dafür benötigten wir vier Stunden und fünfzehn Minuten.

Somit gehört also unsere Reise 2013 schon wieder der Vergangenheit an. Es sind immer gemischte Gefühle, wenn eine Reise zu Ende geht: die Freude über das Ankommen und das Wiedersehen mit den Hafenfreunden mischt sich mit der Wehmut, dass die Fahrt nun zu Ende ist und wir nicht morgen oder übermorgen wieder weiterfahren werden. Das gehört halt auch zum Schifferleben.

Die RIA im Hafen von Dannemarie.

Die RIA im Hafen von Dannemarie. 

Nun kommen die Unterhaltsarbeiten am Schiff. Später, wenn auf der Backbordseite die etwas lädierte Farbe wieder neu gestrichen ist,  werden wir die RIA dann wenden, so dass auch noch die Steuerbordseite gemalt werden kann. Dann ruhen die Maschinen endgültig für den Winterschlaf.

Wir sind dieses Jahr (inklusive der Frühlingsfahrt) 320 Stunden gefahren, haben 308.1 Motorstunden gebraucht, sind 1'214.2 Kilometer gefahren, haben 475 Schleusen, 28 bewegliche Brücken und 7 Tunnels passiert und hatten insgesamt 64 Fahrtage.

Wir sind sicher und gesund wieder zurück gekommen, hatten keinen Unfall und keine Havarie und wir sind dankbar, dass dem so ist.

Dannemarie, 5. Oktober 2013
Dominique und Urs Saurenmann

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