2013 - 3 von Pont-à-Bar nach Condé sur Marne

26. Juli: unsere Freunde Bea und Albert aus der Schweiz kommen am frühen Nachmittag bei uns an. Wir freuen uns riesig, wieder Gäste an Bord der RIA begrüssen zu dürfen. Nach der Begrüssung und dem Einräumen der sieben Sachen ins Schiff besprechen wir den Menüplan. Anschliessend fahren Bea, Dominique und Albert mit dem Auto unserer Freunde in den Supermarché zum grossen Einkauf.

Anschliessend gibt’s den Welcome Apéro und Surli zelebriert das Welcome Diner. Wir haben uns viel zu erzählen und so vergeht der erste Abend im Flug. 

Die RIA in Pont-à-Bar.

Die RIA in Pont-à-Bar oberalb Schleuse 6.

27. Juli: um 09:00 Uhr legen wir ab und begeben uns gespannt auf die Fahrt durch den uns unbekannten Canal des Ardennes, der durch die Ausläufer der Ardennen vom Tal der Maas ins Tal der Aisne führt. Heute schleusen wir zu Berg. Die erste Schleuse ist schon „en panne“ und wir suchen grade die richtige Telefonnummer in den Unterlagen, als wir sehen, dass der Schleusenwärter, der an der ersten Schleuse wohnt, netterweise seinen freien Tag unterbricht und uns hilft, indem er die Schleuse wieder in Betrieb nimmt. Er kommt sogar um die Ecke des Kanals, um sicher zu sein, dass die nachfolgende Schleuse richtig funktioniert. Wirklich sehr nett und wir danken ihm herzlich.

Anschliessend folgt das kurze Souterrain de St-Aignan. Ob wohl nur etwa 300 Meter lang, hat es der Tunnel in sich: der Holzabweiser auf der Seite des Treidelpfades beginnt erst ab der Mitte, was dazu führt, dass unser Reibholz wieder einmal in hohem Bogen durch die Luft fliegt. Aber nichts ist abgerissen und so setzen wir die Fahrt fort. Etwas weiter ist die Mauer auf der anderen Seite auf etwa 20 Meter Länge abgebrochen. Es stehen spitze Steine vor und wir lassen die nötige Vorsicht walten. Wir sind froh, als wir den Tunnel verlassen können.

Weiter geht es zu Berg, eine schöne und gemütliche Fahrt in einer grünen Umgebung mit rund um sanft geschwungenen Hügeln. Nach der Schleuse 1 folgt der fast 10 Kilometer lange Bief de Partage, der Scheitelstrecke. Die Wassertiefe ist sehr gut und so kommen wir zügig mit sechs, teilweise fast sieben Kilometer pro Stunde voran. Bei der Einfahrt in Le Chesne sehen wir erst ein wenig Vertrauen erweckendes Silo Quai, kurz darnach finden wir ein Ladequai, an dem die Péniche „Amigo“ liegt. Wir fragen den Marinier, ob es nach seiner Péniche noch einen Platz für uns hat, da sein Schiff uns die Sicht verdeckt. Er bejaht dies und hilft beim festmachen der Seile. Sehr nett, danke vielmals!

Le Chesne, Ladequai.

Le Chesne, Ladequai.

 Wir finden sowohl eine Boulangerie als auch einen kleinen Supermarché, welche beide noch offen haben. Wir bunkern auf, was wir für die nächsten Tage benötigen.

Am Abend sitzen wir wieder auf dem Achterdeck und geniessen unser Diner. Als wir fertig sind, beobachten wir am Himmel, dass eine schwarze Wolkenwand relativ rasch auf uns zukommt. Surli, der alte Segler, mahnt zu Eile. Als wir die letzten Sachen ins Schiff tragen, fallen auch schon die ersten, ganz dicken Regentropfen. Es wird fast Nacht, so dunkel ist es plötzlich. Die Musikparty bei der Péniche nebenan wird ebenfalls hektisch zusammen geräumt. Erste, massive Windböen treffen die RIA, so dass die 110 Tonnen zu schaukeln anfangen. Surli bindet auf dem Achterdeck noch rasch die Stühle und den Tisch zusammen und schon prasselt der Regen hernieder. Kaum im Steuerhaus können wir sehen, wie die Stühle samt Tisch übers Deck rutschen. So was gab’s in den letzten sieben Jahren noch nie! Surli geht sofort wieder hinaus, kämpft sich durch die Windböen der Stärke von mindestens 8 Bf. und den mittlerweile waagrechten Regen und bindet das Stuhl- / Tischpaket nochmals mit einer zusätzlichen Leine fest. Als er rein kommt, sieht Surli aus, wie wenn er ins Wasser gefallen wäre. Wie es kam, ist das Unwetter nach einer guten halben Stunde wieder vorbei. Inzwischen ist es aber rundum dunkel: der Strom ist ausgefallen. Das stört uns nicht, wir haben ja Bordstrom.

28. Juli: kurz vor Neun legen wir ab. Vor uns liegt eine Strecke von knapp 17 Km mit 27 Schleusen. Unsere heutige Fahrt endet aber schon nach 300 Metern: ein VNF Mann stoppt uns, indem er mit den Armen fuchtelt. Wir halten und er sagt uns, dass weiter vorne ein entwurzelter Baum quer über den Kanal liegt und erst entfernt werden muss. Weiter hat der Blitz gestern Abend die ersten fünf Schleusen ausser Betrieb gesetzt. Nach dem Mittagessen beschliessen wir, die 300 Meter wieder zurück zu fahren und am selben Quai anzulegen, wo wir vier Stunden vorher abgelegt haben. Das gehört halt auch zur Schifffahrt. Dafür haben wir Zeit für eine Ortsbesichtigung.

29. Juli: um halb Acht legt die „Amigo“ hinter uns ab und Surli hilft mit den Seilen. Der Marinier hat etwas Mühe, weil das Ruder hinten im Schlick feststeckt. Aber mit seiner Erfahrung löst er das Problem souverän. Er sagt uns noch, dass er bis unten an die Schleuse 6 fährt, wo Baggerarbeiten (Dragage) im Gang sind. Wir legen eine Stunde später ab, passieren den inzwischen zerlegten und geborgenen Baum und fahren nach neun Uhr in die Schleuse eins ein. Nach dem Motto „nach der Schleuse ist unmittelbar vor der (nächsten) Schleuse“ fahren gemächlich zu Tal. Die Passage der Dragage geht problemlos. Die „Amigo“  warnt über VHF 10, dass ein „Bateau Hôtel“ kommt, wie er uns nennt. Die andere Péniche löst sich vom Bagger und kommt rückwärts. Surli muss erst die „Amigo“ umfahren, dann scharf eindrehen, um an der anderen Péniche, der „Pirate“, auszuweichen. Der Marinier der „Amigo“ lacht sich kaputt, als er Surli am Steuerrad kurbeln sieht und deutet auf seine Armmuskeln und deutet uns, dass er auch noch am Steuerrad kurbeln muss. Nach dem Passieren des Baggers kommt gleich die Schleuseneinfahrt und die „Kurblerei“ hat ein Ende. Hier fünf Bilder von Albert Villiger dazu:

Wir passieren die Amigo.

Wir passieren die "Amigo"...

…der Marinier beobachtet die Manöver… 

…der Marinier beobachtet die Manöver…

…scharf über Steuerbord an der „Pirate“ vorbei…

…scharf über Steuerbord an der „Pirate“ vorbei…

…dann kommt noch der Bagger…

…dann kommt noch der Bagger…

…und wir sind in der Schleuse.

…und wir sind in der Schleuse, derweil die „Pirate“ achteraus zum Bagger zurück setzt.

Super Zusammenarbeit! Als sich Surli bei der „Pirate“ für das gute Manöver bedankt, meint der Mariner, dass das doch normal sei, dass man einander Platz mache.

Wir kommen so richtig in einen Rhythmus. Aus der Schleuse raus, ein paar wenige hundert Meter fahren, in die nächste Schleuse hinein und hinunter schleusen, dann wieder ausfahren. Natürlich muss die Konzentration hoch bleiben, aber es geht friedlich und ruhig. Natürlich geht das alles nicht von selbst: Dominique sagt bei jeder der achtundzwanzig Schleusen die Zentimeter für die Einfahrt in die Schleuse an, weil Surli vom Steuerrad aus diese gar nicht sehen kann. Einmal in der Schleuse bedient Dominique die Seile, passt auf, dass nichts verklemmt und zieht, wenn wir unten angekommen sind, das Seil wieder ein und legt es für die nächste Schleuse bereit. Und das alles bei dreissig und mehr Grad im Schatten, teilweise in der prallen Sonne. So sind am Abend sowohl Matrosin als auch Steuermann ziemlich geschafft.

Trotzdem geniessen wir die steil ansteigenden Hügel um das enge Tal. Hie und da erreichen wir ein verschlafenes Dorf, sonst Natur pur. Nach langen achteinhalb Stunden Fahrt legen wir am Siloquai von Attigny an. Das Silo ist (zum Glück) nicht mehr in Betrieb. Es wurde zu einem Kulturzentrum umgewandelt, was uns eine ruhige Nacht garantiert.

Das alte Siloquai von Attigny.

Das alte Siloquai von Attigny. 

30. Juli: Heute sind wir wieder im flacheren Gelände. Es sind nur vier Schleusen bis Rethel, dazwischen liegen „Biefs" von bis zu acht Kilometer Länge. Eine richtig gemütliche und erholsame Fahrt nach dem gestrigen Schleusenmarathon.

Nach knapp viereinhalb Stunden erreichen wir den Halte Nautique von Rethel. Das ist ein langes Quai und es hat ausreichend Platz für alle, die da anlegen wollen. So legen wir direkt hinter dem von uns aus gesehen ersten Schiff am Quai an. Es hat hier sogar Strom und so müssen wir für einmal den Generator nicht anwerfen.

Dominique und die Gäste machen sich auf, die Stadt zu erkunden und einen Lebensmitteleinkauf zu tätigen. Surli “hütet“ derweil das Schiff und macht sich einen gemütlichen Nachmittag. 

Das lange Quai von Rethel mit Strom und Wasser. 

Das lange Quai von Rethel mit Strom und Wasser.

31. Juli: Die heutige Fahrt gestaltet sich von der Topografie her etwa gleich wie gestern. Wir lassen noch einen massiven Regenschauer vorbeiziehen, bevor wir kurz nach zehn Uhr ablegen. Es sind wenige Schleusen und angenehm lange „Biefs“ dazwischen. Der Kanal scheint oft in einem früheren Flussbett zu verlaufen. Auf beiden Seiten hat es eine dicht wuchernde Vegetation, so dass wir recht wenig von der hinter den Bäumen und Gebüschen liegenden Landschaft sehen. Aber es ist eine schöne Fahrt.

Um die Mittagszeit sitzen Dominique, Bea und Albert unten im Salon und nehmen einen kleinen Lunch zu sich. Plötzlich bricht Surli im Steuerhaus in schallendes Gelächter aus. Vor einer unübersichtlichen und engen Rechtskurve hat Surli die Geschwindigkeit der RIA vermindert und dann in die Kurve eingedreht. Da schiesst eine Motorjacht „auf der Flucht“ viel zu schnell aus dem Dickicht. Der Freizeitkapitän erschrickt gewaltig, legt den (Gas-)Hebel voll auf Rückwärts, dreht wie ein wilder am Steuerrad und – verschwindet elegant unter den Bäumen am Ufer. „Wutsch“ und weg war er. Wir geben es gerne zu: etwas Schadenfreude war schon dabei, aber es war auch eine total groteske Situation. Nachher taucht er, inzwischen durch die Äste voll abgebremst, ganz langsam wieder auf und lächelt verlegen zu uns herüber. Natürlich hätte er noch genug Platz gehabt zwischen der RIA und den Bäumen, aber dazu müsste man erst mal die Kurve kriegen…

Um halb Drei Uhr erreichen wir bereits Asfeld. An dem kurzen Quai liegen schon die beiden französischen Jachten, mit denen wir in Kontakt sind und mit denen wir uns wegen den Abfahrtszeiten jeweils absprechen. Dahinter hat es noch eine Spundwand mit angeschweissten Eisen-Ösen, durch die man ein Seil ziehen kann. Dominique mach Surli darauf aufmerksam, dass direkt an der Spundwand Steine liegen. So lassen wir die Autoreifen hinunter und können recht gut anlegen.

Im Lauf des Nachmittags kommen immer mehr und mehr Schiffe, so dass ein richtiges Gedränge entsteht. Einer französischen Grossjacht erlauben wir, an der RIA anzulegen. Als auch noch eine Super Vancraft (eine andere Grossjacht) anlegen will, müssen wir leider verneinen, denn den angeschweissten Bügeln an der Spundwand trauen wir nicht ganz. Dieses Schiff findet dann eine andere Möglichkeit, aussen anzulegen.

Gegen Abend kommt ein Journalist, fragt uns, ob er Interviews und Fotos machen dürfe, denn normalerweise würden hier gar keine Schiffe liegen. Es hätte ihn ein Ehepaar angerufen, das am Kanal wohnt und ihn auf diese aussergewöhnliche Situation aufmerksam gemacht. So will er eine kleine Reportage im lokalen Anzeiger machen. Wenn wir helfen können, die Sommerflaute zu überbrücken, machen wir das gerne. Den Artikel haben wir leider noch nicht gesehen…

Surli steigt in den Maschinenraum (>40°C), um die Fettpresse der Stopfbüchse (Durchlass der Antriebswelle ins Wasser) wieder mit Schmierfett aufzufüllen, das Wellenzwischenlager zu schmieren, die diversen Ölstände zu kontrollieren und auch den Stand des weissen Diesels (Gasoil) und des roten Diesels (Fioul) zu prüfen. Alles in bester Ordnung. So steigt Surli nach etwa 40 Minuten komplett nass geschwitzt wieder aus dem „Untergrund“. Selten war Duschen so schön wie heute!

Der „Halte Nautique“ von Asfeld gegen Abend.

Der „Halte Nautique“ von Asfeld gegen Abend. Ausser zwei Strassenlampen hat es hier nichts aber es ist ein netter Liegplatz.

1. August: Dominique und Surli ziehen heute die Capes mit dem (blinkenden) Schweizerkreuz an, denn immerhin ist heute der Schweizer Nationalfeiertag. Ansonsten sind wir aber froh, der Knallerei in der Schweiz entkommen zu sein, indem wir hier in Frankreich sind. Wir legen um zehn Minuten nach Acht ab und wollen bis Berry-au-Bac fahren, wo der Canal des Ardennes in die Kanäle Latéral à l’Aisne und de l’Aisne à la Marne mündet. Das war früher ein grosser Schiffsknotenpunkt mit Tankstelle und der legendären „Epicerie – Droguerie“, kombiniert mit einer „Alimentation“. Das ist schon lange Geschichte, aber die Häuser sind noch mit ausgebleichter Schrift entsprechend angeschrieben.

Im Canal des Ardennes sind wir in fünf Fahrtagen 106 Kilometer gereist und haben dabei 7 Schleusen zu Berg, 1 Tunnel und 39 Schleusen zu Tal absolviert.

Wir sind noch gut in Form und so beschlissen wir, direkt im 90° Winkel in den Canal de l’Aisne à la Marne einzubiegen, der uns über Reims (Hauptstadt des Champagners) ins Tal der Marne bringen wird. Die Schleusen in diesem Kanal haben sehr unangenehme Schleusenüberläufe: das fliessende Wasser wird in einer Röhre an der Schleuse vorbei geleitet und mündet dann direkt vor der Schleuseneinfahrt wieder in den Kanal. Die Einfahrt in die Schleuse ist wegen dieser starken Strömung schwierig, aber wir meistern das, lassen aber das eine oder andere Mal etwas Farbe der Scheuerleiste an der Schleusenwand. Aber dazu ist die Scheuerleiste ja da und heisst dementsprechend.

Oberhalb der Schleuse 4 Alger können wir anlegen und den schön eingerichteten Picknick Platz geniessen.

Oberhalb der Schleuse 4 Alger finden wir einen schönen Schattenplatz.

Oberhalb der Schleuse 4 Alger finden wir einen schönen Schattenplatz.

Wir flüchten vor der Hitze (ca. 35°C) in den Schatten – herrlich!

Wir flüchten vor der Hitze (ca. 35°C) in den Schatten – herrlich!

2. August: Kurz vor sieben Uhr legen wir ab, um möglichst weit zu kommen, solange es noch nicht ganz so heiss ist. Eingangs Reims machen wir an einem alten Industriequai fest, das direkt vor dem Aldi Supermarkt liegt. Gut haben wir das schon 2008 in unseren Kanalunterlagen vermerkt!

Dann geht’s weiter. Wir beschliessen, in Reims nicht zu halten. Es ist zu heiss für eine Stadtbesichtigung und der Hafen wird umrahmt von zwei Schnellstrassen und einer Brücke, welche die beiden Verkehrswege verbindet. Wir wissen aus früheren Jahren, dass es hier auch nachts sehr laut ist.

Ausgangs Reims, oberhalb der Schleuse 12, wollen wir festmachen und Wasser bunkern. Daraus wird nichts, denn es liegt schon eine Péniche da, welche über das Wochenende fest gemacht hat. Also fahren wir weiter. Der Kanal ist (ausser den Schleusenüberläufen) sehr angenehm zu befahren: recht breit und auch genug tief. Das Kreuzen der Péniche, die hier noch einigermassen zahlreich fahren, ist völlig problemlos.

Nach gut 7 Kilometern, kurz vor der Schleuse 13, stoppt Surli die RIA ziemlich abrupt. Alle wundern sich, denn es ist nichts zu sehen. Aber Surli hat eine schattige Möglichkeit zum Anlegen entdeckt und entschliesst sich kurzerhand, hier Feierabend zu machen. Nach fast siebeneinhalb Stunden Fahrt schmeckt das kühle Feierabendbier besonders gut!

Silery - unterhalb der Schleuse.

Silery - unterhalb der Schleuse.

Gedacht, gesagt und getan: nach zehn Minuten liegen wir am einzigen Poller fest. Später kommt die „Cindy“, eine „Péniche de Commerce“, die wir kennen. Der Marinier kommt beim Vorbeifahren heraus, lacht und fragt, ob es in Dannemarie nicht schöner sei. Wir finden seinen kleinen Scherz auch lustig und wir wünschen uns gegenseitig eine gute Fahrt. Später kommt noch die Select vorbei, die wir auch kennen. Auch eine kurze, freudige Begrüssung, „gute Fahrt!“, und weiter geht’s.

Bea unternimmt einen ausgedehnten Spaziergang ins Dorf, die Anderen tragen die Stühle nach draussen in den Schatten der Bäume.
3. August: da es heute Samstag ist, öffnen die Schleusen erst um 09:00 Uhr. Wir legen pünktlich ab, um die heutige Etappe, gewürzt mit einem Tunnel und einer kleineren Schleusentreppe, frühzeitig absolvieren zu können.

Die Fahrt führt heute weiter durch die Champagne. In der Ferne sehen wir die Hügel, an denen die Trauben des berühmten Weines wachsen, in der Ebene zwischen dem Kanal und den Rebbergen stehen riesige Kornfelder. Die Ernte ist in vollem Gang und es staubt teilweise dementsprechend.

Dann nähern wir uns dem Souterrain de Mont de Billy. In der Zufahrt ist der Kanal schon sehr eng. Natürlich genau da kommen uns zwei Péniche und dazwischen ein Motorjacht entgegen. Zum Glück sind die Kanalwände gemauert und das Wasser ist bis ans Ufer tief genug. So können wir ganz am Ufer fahren, weil auf der anderen Seite Bäume in den Kanal ragen.

Wir kreuzen die „Nord du Perroy“.

Wir kreuzen die „Nord du Perroy“.

Die „Nord du Perroy“ weicht auch bis an den Rand der Bäume aus. So geht alles problemlos. Surli sagt immer: es gibt nur zwei Geheimnisse – mach es langsam und ganz in Ruhe. Foto: Albert Villiger.

Kurz darauf fahren wir in das Souterrain de Mont de Billy ein. Es ist 2'302 Meter lang, gut beleuchtet und der Holzabweiser (an der Mauer montiert, durchgehender Längsbalken) auf der Seite des Treidelpfades ist fast neu. So können wir nach der Einfahrt problemlos mit unserem Reibholz am Bug durch den ganzen Tunnel dem Abweiser entlang schleifen. Trotzdem verlangt die Durchfahrt des Tunnels jederzeit die volle Konzentration des Steuermanns. Wir erreichen das Ende des Tunnels nach etwa 40 Minuten und verlassen ihn auf der Seite der Marne. Es ist immer ein schöner Moment, wenn man wieder ans Tageslicht kommt.

Als wir 2008 erstmals hier durchgefahren sind, haben wir eine gute Stunde dafür benötigt. Aber da hatten wir auch noch nicht von einem Profi gelernt, wie man mit einem grossen Schiff am besten durch einen Tunnel fährt.

Einfahrt in das Souterrain de Mont de Billy. Fotos oben und unten: Albert Villiger.

Einfahrt in das Souterrain de Mont de Billy. Fotos oben und unten: Albert Villiger.

Anfahrt auf Condé sur Marne. 

Anfahrt auf Condé sur Marne.

Nun also noch die acht Schleusen der Schleusenkette hinunter und wir erreichen Condé-sur-Marne. Gleich nach der Schleuse machen wir fest, da das Quai (für grosse Schiffe) mit Motorjachten belegt ist. Unmittelbar nach dem Quai wäre zwar ein Hafen mit Schwimmstegen für Motorjachten. Na ja – es geht zum Anlegen.

Hier haben wir das Ende des Canal de l’Aisne à la Marne erreicht. Er führt über 58.1 Kilometer, ein Tunnel und 24 Schleusen. Wir benötigten zweieinhalb Tage für diese Strecke.

Heute haben Bea und Albert ihren Hochzeitstag. Da es ein Runder ist, verwöhnen wir unsere Freunde und Gäste mit allem, was Keller und Küche der RIA hergeben. Da wir morgen nicht fahren, darf es heute auch etwas länger gehen bis auf der RIA die Lichter ausgehen. 

Definitiver Liegeplatz in Condé sur Marne.

Definitiver Liegeplatz in Condé sur Marne.

4. August: heute wollen Bea und Albert das Auto in Pont-à-Bar holen. Das macht uns die bevorstehende Abreise der beiden bewusst. Es war eine tolle Zeit, eine schöne Fahrt, wir haben (wie immer) viel erlebt und gesehen und es wirklich gut gehabt zusammen. Danke für die gute Zeit!

 

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