Ein unfreiwilliger Monat in Münster
Samstag, 18. April 2015
Wir sehen, dass es da, wo wir im Stadthafen 1 in Münster angelegt haben, sehr viele Bierflaschen-Deckel und -Scherben am Boden hat. Deshalb entscheiden wir, dass wir auf die andere Hafenseite wechseln.
Um 18:15h verholen wir die RIA auf die andere Seite, wo wir vor einem Parkplatz festmachen, damit wir nicht direkt vor einem Lokal stehen. Dieser Entscheid erscheint uns umso mehr als richtig, da sich an unserem ersten Liegeplatz immer mehr Leute zu einer Party einfinden, die in einem alten Lagerhaus stattfindet.
Sonntag, 19. April 2015
Um 02:15h kommt Dominique zügig ins Schlafzimmer und weckt Urs: komm rasch, es ist etwas passiert! Urs ist schlagartig wach, zieht rasch was über und geht eiligen Schrittes ins Steuerhaus. Dominique öffnete die Türe, wir treten hinaus auf das Gangbord und sehen die Bescherung: irgendein Idiot hat uns die Scheibe eingetreten!
Dominique erzählt, dass sie den Typen beobachtet hatte. Aber als er weg ging, dachte sie, dass er sich verzieht. Offenbar kam er aber nochmals zurück und versuchte einzubrechen, indem er die Scheibe eingetreten hat. Wir rufen die Polizei, die auch sehr rasch da ist. Die Polizistin und der Polizist sind sehr freundlich und professionell, nehmen die Aussage von Dominique zu Protokoll, nehmen einen Schuhabdruck von der Scheibe und sagen uns aber auch, dass die Chance, den Typen zu finden, der das getan hat, relativ klein ist.
Wir stellen fest, dass nur die äussere Scheibe des doppelt verglasten Fensters zerbrochen ist. Die innere Scheibe hat zum Glück standgehalten, da sie aus verstärktem Sicherheitsglas ist. Nach der ganzen Aufregung gehen wir dann gegen vier Uhr wieder ins Bett. Draussen ist zwar immer noch sehr viel los und die Party in dem Haus auf der gegenüberliegenden Seite (wo wir anfangs lagen) ist mit etwa dreihundert Partygästen nach wie vor in vollem Gang. Wir hören die Musik selbst noch im Schiff drin. Trotzdem finden wir dann wieder in den Schlaf.
Wir empfehlen allen Freizeitschiffern dringend, in Münster auf keinen Fall im Stadthafen zu übernachten. Zu viel Lärm und zu wenig Sicherheit! Tagsüber kann man da schon mal ein paar Stunden rein fahren und festmachen, sofern man auf dem Schiff bleibt. Aber übernachten würden wir da nicht empfehlen.
Am Morgen fahren wir dann in der Deieckshafen von Münster, ein grosser Hafen für Frachtschiffe.
Montag, 20. April 2015
Heute wird eine Brücke in Münster abgebaut und die Durchfahrt für die Schifffahrt ist gesperrt. Das führt zu einem heillosen Durcheinander im Dreieckshafen. Zuerst stauen sich die Schiffe:
Dann am späteren Nachmittag, als die Schifffahrt wieder geöffnet wird, entsteht ein richtiges Schiffsgewusel.
Jetzt kommt auch schon der Gegenverkehr vom Stau auf der anderen Seite der Brücke. Der Funk läuft heiss, aber es läuft alles geordnet ab.
Der eine oder andere Schiffsführer tönt am Funk aber schon etwas genervt. Es wird auch nicht einfacher dadurch, dass viele Polen und Tschechen nicht so gut Deutsch sprechen. Aber letztlich läuft doch alles erstaunlich ruhig ab.
Der lange Konvoi der Schiffe nimmt in der Reihenfolge des Eintreffens vor der Sperrung wieder Fahrt auf.
Mittwoch, 22. April 2015
Am Montag nahmen wir wegen der kaputten Scheibe sofort mit unserem Freund Lex Tichelaar Kontakt auf. Lex leitet die SRF Werft, wo wir 2006/07 die RIA neu aufgebaut haben. Schon am Mittwoch gegen Mittag, also nur mal gerade drei Tage nach dem Missgeschick, kommen Lex und seine Frau Cis mit dem Auto von Harlingen nach Münster. Während Lex die Schablone für die Scheibe anfertigt, kocht Surli ein feines Mittagessen. Cis und Dominique geniessen derweil das Wiedersehen: es gibt viel zu erzählen, seit wir uns 2012 das letzte Mal gesehen haben.
Anschliessend gibt es ein gemütliches Essen und alle geniessen es, endlich wieder einmal am gleichen Tisch zusammen zu sitzen. Doch bald schon müssen Cis und Lex wieder aufbrechen, da in Groningen ein weiterer Termin auf sie wartet. Danke Lex für Deine rasche und unbürokratische Hilfe!
Die Zeit in Münster
Donnerstag, 23. April bis Mittwoch 13. Mai 2015
Wir liegen im Dreieckshafen von Münster und unternehmen viel: wir erkunden Münster mit dem Bus und vor allem mit dem Velo. Schliesslich ist Münster offiziell die Fahrradstadt Nummer eins in Deutschland. Das ist weiter nicht erstaunlich, denn es ist auch eine Stundentenstadt mit vielen Fachhochschulen und einer Universität. Die Fahrradwege sind sehr gut ausgebaut und die jungen Leute fahren alle mit dem Velo.
Die obligate Fahrt mit dem Touristenbus gibt uns erst mal einen Überblick über die Stadt. Dann erkunden wir die einzelnen Plätze und Orte per Velo.
Münster hat einen sehr schönen, nach dem Krieg liebevoll wieder aufgebauten historischen Kern. Auch liegt in unmittelbarer Nähe der Aasee, eine Oase der Naherholung. Nicht vergessen wollen wir den Markt, der ein Füllhorn an Gemüse, Früchten, Fleisch und Fisch zu bieten hat. Es hat auch zahlreiche Kneipen und Kaffees, die zum Verweilen einladen. Überdies besuchten wir das Picasso-Museum und den Friedenssaal.
Wir besuchen auch das Hanse Mahl, welches von den Geschäftsleuten Münsters ausgerichtet wird.
Bilderbogen
Prinzipalmarkt mit dem historischen Rathaus.
Prinzipalmarkt mit der Lambertikirche.
Uni Münster.
Der Marktfahrer wurde im Mittelalter der Kiepenkerl genannt. Diese kamen nicht nur mit ihren Waren, die sie feil boten. Sie kamen auch mit Neuigkeiten von anderen Orten. Dies war eine wichtige Informationsquelle, hatte doch damals noch keine Zeitungen.
Die Kneipe am Roggenmarkt (da steht auch der Kiepenkerl).
Die andere Art der Stadtrundfahrt mit live Komentar durch den Chauffeur. Das Auto ist eine Replika.
Domplatz und St. Paulus Dom Münster. Da gibts auch einen tollen Wochenmarkt, wo man auch direkt etwas zu essen bekommt:
Preise wie anno dazumal...
<= Lecker Bratwurst essen!
Wir werden gut beschützt!
Der Aasee. Da kann man auch eine kleine Rundfahrt machen und es hat ein gutes Restaurant.
Eine freundliche Segelschule am Aasee.
Zwei Segelschüler und der Segellehrer in Action.
Die Abendstimmung im Dreieckshafen.
Höchste Konzentration und Kombinationsvermögen!
Das totale Glücksgefühl: Nach Wochen endlich geschafft!
Puzzle 1‘000 Teile Palazzo Mula Venedig. Claude Monet
Hanse Mahl Schnittchen und Bier, serviert von den Kaufleuten persönlich.
RIA Malzeit, serviert von Surli persönlich.
Ein unerwarteter Besuch…
Montag, 11. Mai 2015
Plötzlich ruft es von der Wasserseite(!) „grüezi, sind er da?“ Ups, wer ist den das? Es ist Stephan Kistler auf seiner Tour um die Welt: „Kistler around the World“, wie er es nennt. Er ist an der Quelle der Aare (Fluss in der Schweiz) mit seinem Kajak gestartet, die Aare und den Rhein hinunter gefahren und nun denselben Weg von Duisburg bis Münster über die Kanäle gekommen.
Wir laden ihn ein, an Bord zu kommen, was er gerne annimmt. Surli montiert die Badleiter, damit er aussteigen und an Bord kommen kann. Wir plaudern ein wenig, gegenseitig interessiert das Woher und Wohin und vieles mehr. Wir offerieren Stephan ein zweites Frühstück, was er gerne annimmt.
Stephan fragt, ob wir nicht eine Schweizer Flagge hätten.
Dominique schenkt ihm ihre Mütze, sogar mit blinkendem Schweizer Kreuz!
Er freut sich und schenkt Dominique dafür seine Zermatt-Mütze.
Nun geht Stephans Reise um die Welt weiter, per Kanu und dann vor allem per Velo. Wer mehr wissen will:
http://www.kistler-around-the-world.ch / Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
…und ein ebenso unerwartetes Treffen.
Dienstag, 13. Mai 2015
Wir sind in Kontakt mit Elsbeth und Dani von der „Arc-en-Ciel“, welche aus Holland kommend die Ems zu berg fahren und dann rasch möglichst Richtung Lübeck weiter fahren wollen. Sie haben da einen Ausbildungstermin für den Hochseeschein.
Wir legen morgens um 08:00h ab, passieren die Bunkerstation Lohmeier, wo wir jeweils Wasser holen...
...und fahren um 08:40h in die Schleuse Münster ein.
Um etwa 13:00h legen wir am Km 107.5 DEK (Dortmund Ems Kanal) bei Riesenbeck an der Berufskade an.
Hallo Elsbeth, hallo Dani!
Wir verbringen einen sehr netten Nachmittag und Abend zusammen. Surli kocht war Feines und wir geniessen das unerwartete Wiedersehen. Nicht allzu spät verabschieden wir uns, da wir morgen wieder früh ablegen wollen, die „Arc-en-Ciel“ Richtung Mittelandkanal und dann vor Wolfsburg Richtung Lübeck und wir zurück nach Münster, wo diese Woche noch das Fenster ersetzt werden soll.
Tschüss und bis zum nächsten Mal - wann und wo auch immer!
Donnerstag, 14. Mai 2015
Heute ist Auffahrt, oder wie man hier sagt, Maria Himmelfahrt, ein kirchlicher Feiertag. Und genau heute wird die neue Scheibe aus Leeuwarden angeliefert und auf der RIA montiert. Lex hat uns angerufen und gesagt, dass dies nur heute gehe, weil der Lieferant so ausgebucht sei, dass er für uns seinen freien Tag opfere, um die Scheibe so rasch wie möglich zu liefern.
Zuerst decken wir innen und aussen alles ab wegen allfälligen Glassplittern.
Dann wird die defekte Scheibe fachmännisch entfernt, der alte Kitt entfernt und alsbald die neue Scheibe eingesetzt.
Nach knapp zwei Stunden ist alles erledigt.
Die neue Scheibe ist drin. Der freundliche und sehr professionelle Besitzer der Fensterfirma fährt mit seinen zwei Buben, die er mitgenommen hat, nun in ein schönes Hotel, weil ja heute Feiertag ist. Danke für den professionellen Service!
Hier endet unsere Zeit in Münster und damit auch dieser Bericht.